Haha, auf Cocktailscout glauben die noch an Feen und Elfen. - Nicht wirklich, "Grüne Fee" wird als Synonym für Absinth genommen. Anlass darüber zu plaudern gibt mir der in USA, im März begangene Tag des Absinthes. Seltsame Bräuche...
Den Absinth umgibt heute noch eine gewisse Mystik. Doch was macht das Mystische aus? Dazu müssen wir erst eintauchen in die Abgründe ;-) vergangener Jahrhunderte.
Absinth, ursprünglich erstmals destilliert, so belegt, im heutigen Schweizer Kanton Neuenburg. Prinzipiell ist Absinth ein Wermut-Likör, wie der Name verrät, stammt er von Artemisia absinthium, dem Wermutkraut. Er wird mit Anis, Fenchel und weiteren Kräutern durch Destillation auf einen hohen bis sehr hohen alkoholischen Wert gebracht, der in der Regel zwischen 50 und über 80 Volumenprozent liegt. Gehört zur Ordnung der Bitter wie Magenbitter und weitere, obwohl er doch so gar nicht bitter schmeckt.
Dieses Elixier sollte seit dem 18. Jahrhundert der Heilung dienlich sein, trat im 19. Jahrhundert seinen Siegeszug an. Persönlichkeiten wie Edgar Ellen Poe, Gauguin, van Gogh, Toulouse-Lautrec, viele weitere große Künstler waren diesem Getränk sehr zugeneigt, wie berichtet wird. Man sprach ihm euphorisierende, aphrodisierende Wirkungen zu. Einige Gemälde, von „Grüner Fee“ berauschten Personen darstellend, entstanden.
Ein richtiger Kult wurde zelibriert. Gerätschaften explizit für diese kleine Sünde entwickelt. Davon war der Absinthlöffel recht schlicht. In der einschlägigen Gastronomie tauchten Absinth-Fontainen auf. Behälter aus Glas die gekühltes Wasser über mehrere Hähne dosiert ins Gästeglas tropfen lassen. Andere hatten Glasaufsätze aus Metall, Brouilleur genannt, die ebenfalls Wasser in den Absinth tröpfeln ließen.
Oscar Wilde sinnierte über die „Grüne Fee“: „Nach dem ersten Glas sehen Sie die Dinge, wie Sie es sich wünschen. Nach dem Zweiten sehen Sie die Dinge, wie sie nicht sind. Letzten Endes sehen Sie die Dinge so, wie sie wirklich sind, und dieses ist das Schrecklichste auf der Welt.“
Ein von Absinth beseelter Vater löschte seine ganze Familie aus. So die Geschichte, worauf die Forderung nach Verbot dieser Spirituose laut wurde. Es war einer von mehreren Faktoren, der letztendlich den jahrelangen Ruf fruchten ließ. Einer aber, der das Fass zum Überlaufen brachte. Anfang des 20. Jahrhunderts gingen viele Staaten dazu über Absinth-Verbote auszusprechen. Ein Verantwortlicher wurde schnell gefunden: Der hohe Thujon-Gehalt, ein Nervengift, das in der Pflanzenwelt häufig vorkommt, ist der Buhmann in diesem Getränk. Thujon in hohen Dosen genossen führt zu Halluzinationen, Schwindel, Krämpfen, Wahnvorstellungen.
Spätestens jetzt beginnt das Mysterium. Der Reiz des Verbotenen, der Status als Droge erhält immer mehr Anhänger über alle Kontinente. Doch da, wo er verboten war musste Gleichwertiges folgen. Man erfand den Pastis, der erfolgreich seinen Siegeszug antrat. Über ein dreiviertel Jahrhundert hielt das Verbot. Doch war es tatsächlich der, ach so hohe, Thujongehalt? Das erzähle ich euch im zweiten Teil.
So, nun habe ich euch genug den Mund wässerig gemacht. Zwei schöne Rezepte am Schluss dieses ersten Teiles, zum einen der Sazerac und vielleicht noch der Turf Cocktail. Hierin dürft ihr den Absinth kennen lernen. Viel Spaß!
Demnächst löse ich vielleicht das Absinth-Mysterium auf. ;-)
Euer rrr