Da der wunderbare Holu mich im Screwdriver-Thread nach dem Buch Cocktailkunst von S. Hinz gefragt hat, hier mal ein kleiner Überblick zu dem Buch:
Ich würde sagen bedingte Kaufempfehlung.
Zu Anfang des Buches gibt es eine kleine Geschichte des Alkohols und eine Einführung in die Grundlagen wie Gläser, Techniken, Utensilien usw., eigentlich das Standardeinleitungskapitel wie man es aus jedem Cocktailbuch kennt. Ergänzt wird das durch etwas ausgefallenere Spielereien, z.B. wird der Einsatz der Sous-Vide-Technik für Cocktails erläutert oder die Karbonisierung von Früchten mit Trockeneis. Auch die molekulare Küche wird zum Beispiel behandelt.
Zwischendrin gibt es ca. 70 Seiten mit ganz großartigen und sehr ausgefallenen Cocktailfotos im Großformat, dem entsprechendem Rezept und einem kurzen Text. Diese Cocktails sind allerdings für den Otto-Normal-Mixer fast alle nicht nachzumixen, da man oft seltene Zutaten wie Kalamansipüree, Lecithin, Ziegenmilch, Goldpulver usw. benötigt. Viele Cocktails brauchen auch eine sehr lange Vorbereitungszeit und sind nicht spontan mal gemixt. Sehr interessant und ideenbringend ist es trotzdem.
Dann folgt ein großes Kapitel zu verschiedenen Spirituosen, ich habe mal wahllos eine Seite aufgeschlagen, dort gibt es z.B. eine Tabelle wie man abhängig vom Zuckergehalt Sekt in brut nature, extra brut bis hin zu halbtrocken und mild unterscheidet, eine Seite weiter dann die entsprechende Tabelle für Champagner von Doux bis ebenfalls Brut Nature. Solche Tabellen sind immer sehr übersichtlich und ansprechend gestaltet, die Informationen decken ein sehr breites Spektrum ab, aber manchmal würde ich mir wünschen dass sie noch weiter in die Tiefe gehen.
Die letzten 90 Seiten sind dann immer jeweils Doppelseiten, eine Seite mit einem großen Foto eines Cocktails und auf der anderen Seite alphabetisch weitere Cocktailrezepte von Aviation bis Zombie alles dabei. Die Rezepte enthalten immer den Namen, das Glas, einen Garniturvorschlag, die Zutaten und eine äußerst knappe Zubereitungsanleitung ("schütteln, abseihen", "mit Crushed Ice blenden" usw.). Danach gibt's nur noch ein Zutaten- und ein Stichwortverzeichnis. Diese Rezepte auf den letzten Seiten findet man zum Großteil aber auch in anderen guten Cocktailbüchern.
Pro:
+ Sehr schöne Bilder
+ Es wird ein sehr breites Spektrum an Informationen und Themen abgedeckt, auch mal ganz spezielle Sachen, die man so noch nie gehört hat
+ Übersichtliche Struktur und Aufmachung
+ Qualitativ sehr gut, fester Einband, gute Bindung, dicke Seiten
+ Gut geschrieben, alles gut verständlich
Negativ:
- Die wirklich 'neuen' Rezepte, die man noch nicht kennt, sind kaum nachmixbar
- Informationen zu solchen speziellen Teilbereichen sind manchmal eher knapp, könnten noch etwas mehr in die Tiefe gehen
- Preis 40€
- Die meisten Standardrezepte im Endteil des Buches kennt man schon aus anderen Werken
- Der Autor ist sich zu fein mir auf Facebook zu antworten
Da habe ich z.B. mit Arndt Henning Heißen, der ebenfalls ein interessantes Cocktailwerk verfasst hat, schon sehr interessante Konversationen gehabt, der Stephan Hinz scheint auf Leser-Nähe nichts zu geben.
Fazit: Für 20€ würde ich eine sofortige Kaufempfehlung aussprechen, bei dem aktuellen Preis sollte man sich es doch genau überlegen.