Cocktailforum

11. November 2008, 23:27
Cocktailboy
4158 Beiträge

Danke für die lange Ausführung, ist sehr interessant Laechel. Was hast du denn so für Favoriten und wie trinkst du diese?

lg Wink
12. November 2008, 12:56
c0ck
21 Beiträge

Cocktailboy schrieb:
Danke für die lange Ausführung, ist sehr interessant Laechel. Was hast du denn so für Favoriten und wie trinkst du diese?

Ich selber mag den Islay- und den Insel-Stil. Die süßeren Speysides hingegen sind nicht so meins. Ich koste zwar immer wieder gern auch diese, doch selber welche kaufen würde ich nicht. Die einzige Flasche Speyside-Whisky, die in meinem Schrank steht, betrachte ich heute als Fehlkauf. Aber bitte, das darf keinesfalls irgendwie als Qualitätswertung aufgefaßt werden, das eine reine Frage des persönlichen Geschmacks.

Meine Favoriten sind die Islay-Whiskies Ardbeg, Bruichladdich, Caol Ila und Laphroaig (in alphabetischer Reihenfolge) sowie der Insel-Whisky Talisker von der Isle of Skye.

Der Ardbeg "Ten" 10 Jahre 46 % ist extrem rauchig, wie ein abgebranntes Lagerfeuer, doch dahinter versteckt sich eine überraschende Vielfalt von fruchtigen und maritimen Aromen. Er gehört zu den Whiskies, die auch noch in stärkerer Verdünnung mit Wasser zwar milder, aber immer noch intensiv schmecken und einen langen Abgang behalten. Man sollte das Glas unbedingt mit einem Deckel versehen. Wird der gelüftet, so erreichen zuerst süße und fruchtige, dann nach 10 - 15 Sekunden phenolische und rauchige Düfte die Nase. Wird der Deckel wieder zugemacht und eine halbe Minute gewartet, so kann das Spielchen von vorn beginnen.

Der Bruichladdich "2nd Edition" 12 Jahre 46 % vereint süße Fruchtigkeit, maritime Salzigkeit und inseltypische Torfigkeit in einer luftig-leichten und doch unglaublich intensiven Kombination. Am besten mit etwas Wasser, kein Eis. Weil er nicht gar so extrem torfig und rauchig daherkommt wie sonst für Islay-Verhältnisse typisch, eignet er sich gut für den Einstieg in die Islay-Welt.

Der Caol Ila 12 Jahre 43 % ist, ähnlich dem Ardbeg, wieder ein schwerer, rauchiger Islay-Brocken. Doch anders als beim Ardbeg verstecken sich hinter dem Rauch keine fruchtigen, sondern kräuterige Noten, die an Wacholder und Oliven erinnern. Ein Traum für Martini-Trinker! Wie üblich mit etwas Wasser; Eis geht hier auch.

Der Laphroaig 10 Jahre 40 % ist wohl der Islay-Klassiker schlechthin, gut geeignet zum Kindererschrecken Grins ... im Ernst, wer ohne Whisky-Erfahrung so einen ohne Vorwarnung serviert bekommt, der wird wohl nie wieder im Leben einen Scotch trinken wollen. Sehr eigentümlich, sehr speziell, extrem "medizinisch", manche würden sagen: wie Desinfektionsmittel. Man liebt ihn oder man haßt ihn. Nichts für Leute, die im Urlaub in ferne Länder fliegen und dort Wiener Schnitzel essen und Cola trinken. Gut mit Eis oder etwas kühlem Wasser. Der Laphroaig "Quarter Cask" 48 % ist im Grundcharakter ähnlich, aber nicht ganz so extrem medizinisch, dafür mit ausgeprägt animalischen Noten, so als ob im Faß eine Speckschwarte geschwommen wäre.

Der Talisker 10 Jahre 45,8 % ist ebenfalls ein sehr spezieller Stoff, aber nicht von Islay, sondern von Skye. In der Nase süß wie Southern Comfort, doch im Munde heiß und scharf wie gepfefferte Lava. Es handelt sich jedoch nicht um eine spitze, alkoholische, sondern um eine delikat würzige, pfefferige Schärfe, dabei nur schwach rauchig. Faszinierend! Am besten pur oder mit ganz wenig Wasser.

Ebenfalls gut geeignet für den sanften Übergang von süßen, fruchtigen, malzigen Hochland- oder Speyside-Whiskies zu der maritimen Welt der Inseln und Islay sind zum Beispiel Oban (von der Westküste), Jura (von der Insel Jura) oder Scapa (von den Orkney-Inseln). Oder der untypisch milde Islay-Whisky Bunnahabhain. Für den wahren Islay-Fan sind all diese jedoch "zu harmlos" Cool

c0ck
12. November 2008, 14:53
Cocktailboy
4158 Beiträge

Dann sind wir geschmacklich offenbar Gegenpole Grins. Ich mag am liebsten die süßen Whiskeys. Zu den rauchigen/torfigen hab ich (noch) nicht so den Zugang gefunden. Den Ardbeg TEN zb fand ich nicht gut, hab den allerdings nur pun in einem offenen Glas getrunken. Die Variante mit Wasser und Deckel hat mich aber neugierig germacht. Daher meine Frage: wieviel Wasser nimmt man da denn bzw kann man nehmen? Das reicht ja von ein paar Tropfen bis offenbar hin zu einigen cl. Mein nächster Whiskey Kauf wird übrigens der Scapa werden, der klingt sehr interessant nach dem was ich bislang so über ihn erfahren habe.

lg Wink
12. November 2008, 17:23
el_muerte
10916 Beiträge

Ich mag auch eher süße und weiche Whisky's.
Den Ardbeg10 habe ich auch im Regal stehen, da decken sich meine Eindrücke eigentlich ganz gut mit den beschriebenen, allerdings mag ich ihn pur ohn Wasser nicht so gerne.
Scapa ist eine gute Entscheidung, den habe ich mir auch vor ein paar Wochen zugelegt, den mag ich ganz gerne.Wink
12. November 2008, 17:55
c0ck
21 Beiträge

Cocktailboy schrieb:
Ich mag am liebsten die süßen Whiskeys. [><] Dann sind wir geschmacklich offenbar Gegenpole.

Scheint so. In diesem Falle solltest du meine Verkostungsnotizen bzw. Beurteilungen natürlich mit Vorsicht genießen (im wahrsten Sinne des Wortes Zwinker ).


Cocktailboy schrieb:
Die Variante mit Wasser und Deckel hat mich aber neugierig gemacht. Daher meine Frage: wieviel Wasser nimmt man da denn bzw. kann man nehmen?

Ich würde beim Ardbeg "Ten" etwa 1 cl Wasser auf 2 cl Whisky empfehlen. Du kannst aber auch deutlich mehr oder weniger nehmen, ganz nach Geschmack. Statt Wasser kannst du auch einmal einen Eiswürfel probieren. Das ist wie mit Milch und Zucker im Kaffee -- jeder mag's anders.

Was den Deckel angeht ... es gibt eigens Whisky-Gläser mit Deckelchen zu kaufen, doch so etwas braucht man gar nicht unbedingt. Ein Bierfilz oder ein Schraubdeckel von einem Marmeladenglas, auf das Whiskyglas gelegt, tut's genauso gut (ist halt nur nicht so hübsch).

c0ck
12. November 2008, 18:01
p.k
4665 Beiträge

Mein Whiskygeschmack deckt sich mit c0cks... mit Ausnahme des nicht erwähnten Port Ellen. Aber von dem sind Abfüllungen rar geworden...

Nur bei der Zugabe von Eis kann ich nicht zustimmen - das beeinträchtigt m.E. den Geschmack. Ich gebe 2 Eiswürfel in eine kleine Karaffe und etwas Wasser darüber. Mit dem gekühlten Wasser wird´s prima - insbesondere bei cask strength Abfüllungen.
12. November 2008, 18:18
c0ck
21 Beiträge

p.k schrieb:
... mit Ausnahme des nicht erwähnten Port Ellen. Aber von dem sind Abfüllungen rar geworden ...

Kunststück -- die Port-Ellen-Destillerie hat ihren Brennbetrieb bereits vor 25 Jahren eingestellt. Nur die Mälzerei ist noch in Betrieb und produziert Gerstenmalz für andere Islay-Brennereien. Daher ist Port-Ellen-Whisky heute so rar. Eine Flasche zu 0,7 l kostet 150 bis 300 Euro (Spezialitäten noch weit mehr). An so etwas will ich mich gar nicht erst gewöhnen ... egal, wie gut der Stoff sein mag.


p.k schrieb:
Nur bei der Zugabe von Eis kann ich nicht zustimmen -- das beeinträchtigt m. E. den Geschmack.

Das habe ich früher auch immer gedacht, doch es ist nicht immer so. Speziell bei sehr aromaintensiven Single Malts (wie denen von Islay) kann Eis Aromen zum Vorschein bringen, die mit Wasser verborgen bleiben. Es lohnt sich, jeden Whisky auch einmal mit Eis zu probieren. Ich stimme allerdings zu, daß meistens Wasser besser ist. Aber eben nicht immer. Und in manchen Fällen ist's auch gar keine Frage von besser oder schlechter, sondern nur anders.

Natürlich muß man gutes Eis nehmen, bereitet aus demselben Wasser, welches man auch sonst verwenden würde.

c0ck
12. November 2008, 18:23
p.k
4665 Beiträge

OK, dann werde ich das nochmal probieren. Läßt Du Dir schottisches Quellwasser kommen? Falls ja, wäre eine Bezugsquelle super!

Was den Port Ellen angeht: klar, die Preise sind hoch. Aber ich trinke - im Vergleich zu früher - inzwischen so selten Single Malts, daß ich mir hin und wieder einen leiste. Bei The Whisky Store gibt es eine 5er Kollektion Islay mit einem Fläschchen Port Ellen (je 0,2 ltr.) für ca. 120 Euro. Was für den Weihnachtswunschzettel Zwinker
12. November 2008, 18:30
c0ck
21 Beiträge

p.k schrieb:
Läßt Du Dir schottisches Quellwasser kommen?

Nein. Das halte ich für albernes Getue. Unser Leitungswasser hier ist sehr gut, nur wenig Kalk und praktisch gar kein Chlor. Das lasse ich zusätzlich noch durch einen Brita-Wasserfilter laufen. Dann ist es perfekt für schottischen Whisky und japanischen Tee.

c0ck
12. November 2008, 18:40
c0ck
21 Beiträge

[QUOTE]Nur die Mälzerei ist noch in Betrieb und produziert Gerstenmalz für andere Islay-Brennereien.[/QUOTE]
À propos Gerstenmalz ... hat sich schon einmal jemand überlegt, daß Whisky eigentlich nichts anderes ist als Bierbrand? Verwirrt Um Whisky zu brennen, muß man erst einmal Bier brauen -- im Prinzip wenigstens. Natürlich ohne Hopfen ... Cool

c0ck
12. November 2008, 18:52
p.k
4665 Beiträge

c0ck schrieb:
p.k schrieb:
Läßt Du Dir schottisches Quellwasser kommen?

Nein. Das halte ich für albernes Getue. Unser Leitungswasser hier ist sehr gut, nur wenig Kalk und praktisch gar kein Chlor. Das lasse ich zusätzlich noch durch einen Brita-Wasserfilter laufen. Dann ist es perfekt für schottischen Whisky und japanischen Tee.

c0ck


Naja, ich verwende für Eiswürfel zwar auch Leitungswasser, aber als Zusatz zu Whisky ziehe ich Evian vor. Gibt da schon Geschmacksunterschiede... warum dann mal nicht ein schottisches Quellwasser testen?
12. November 2008, 18:55
el_muerte
10916 Beiträge

Mit dem Gedanke habe ich auch schon gespielt. Ich fand das dann aber doch etwas zu dekadent, wenn man mal überlegt welche Resourcen dafür verbraucht werden müssen. Wink
12. November 2008, 18:56
Cocktailboy
4158 Beiträge

Mit ein wenig Fantasie könnte man das so sehen ja ... Cool. Übrigens: bei einer gute Brauerei hier in der Gegend gibt es tatsächlich Brände von deren Bier. Hatte sogar letztes Jahr auf einer Gastronomie Messe die Chance die zu verkosten, hab das allerdings (leider) nicht gemacht.

Zum Thema Wasser: ich nehm da am liebsten mein Leitungswasser, das ist perfekt Laechel. Direkt vom Berg, also 100% natürlich und ohne Zusatzstoffe wie Chlor udg.

lg Wink
12. November 2008, 19:18
c0ck
21 Beiträge

p.k schrieb:
Naja, ich verwende für Eiswürfel zwar auch Leitungswasser, aber als Zusatz zu Whisky ziehe ich Evian vor. Gibt da schon Geschmacksunterschiede ...

Das heißt, euer Leitungswasser ist offenbar nicht soo dolle. Da gibt's ja regional große Unterschiede. Dann wundert es auch nicht, daß du kein Eis im Whisky magst. Schütte einfach einmal etwas Evian in die Eiswürfelform ...

c0ck
13. November 2008, 12:26
p.k
4665 Beiträge

Werde ich probieren... obwohl das Wasser hier eigentlich auch ganz ordentlich ist. Unsere Gemeinde hat eigene Quellen zur Wasserversorgung, und das im Pfälzer Wald. Aber irgendwas darin scheint mit Whisky nicht zu harmonieren...