Cocktailboy schrieb:
Danke für die lange Ausführung, ist sehr interessant
. Was hast du denn so für Favoriten und wie trinkst du diese?
Ich selber mag den Islay- und den Insel-Stil. Die süßeren Speysides hingegen sind nicht so meins. Ich koste zwar immer wieder gern auch diese, doch selber welche kaufen würde ich nicht. Die einzige Flasche Speyside-Whisky, die in meinem Schrank steht, betrachte ich heute als Fehlkauf. Aber bitte, das darf keinesfalls irgendwie als Qualitätswertung aufgefaßt werden, das eine reine Frage des persönlichen Geschmacks.
Meine Favoriten sind die Islay-Whiskies Ardbeg, Bruichladdich, Caol Ila und Laphroaig (in alphabetischer Reihenfolge) sowie der Insel-Whisky Talisker von der Isle of Skye.
Der Ardbeg "Ten" 10 Jahre 46 % ist extrem rauchig, wie ein abgebranntes Lagerfeuer, doch dahinter versteckt sich eine überraschende Vielfalt von fruchtigen und maritimen Aromen. Er gehört zu den Whiskies, die auch noch in stärkerer Verdünnung mit Wasser zwar milder, aber immer noch intensiv schmecken und einen langen Abgang behalten. Man sollte das Glas unbedingt mit einem Deckel versehen. Wird der gelüftet, so erreichen zuerst süße und fruchtige, dann nach 10 - 15 Sekunden phenolische und rauchige Düfte die Nase. Wird der Deckel wieder zugemacht und eine halbe Minute gewartet, so kann das Spielchen von vorn beginnen.
Der Bruichladdich "2nd Edition" 12 Jahre 46 % vereint süße Fruchtigkeit, maritime Salzigkeit und inseltypische Torfigkeit in einer luftig-leichten und doch unglaublich intensiven Kombination. Am besten mit etwas Wasser, kein Eis. Weil er nicht gar so extrem torfig und rauchig daherkommt wie sonst für Islay-Verhältnisse typisch, eignet er sich gut für den Einstieg in die Islay-Welt.
Der Caol Ila 12 Jahre 43 % ist, ähnlich dem Ardbeg, wieder ein schwerer, rauchiger Islay-Brocken. Doch anders als beim Ardbeg verstecken sich hinter dem Rauch keine fruchtigen, sondern kräuterige Noten, die an Wacholder und Oliven erinnern. Ein Traum für Martini-Trinker! Wie üblich mit etwas Wasser; Eis geht hier auch.
Der Laphroaig 10 Jahre 40 % ist wohl
der Islay-Klassiker schlechthin, gut geeignet zum Kindererschrecken
... im Ernst, wer ohne Whisky-Erfahrung so einen ohne Vorwarnung serviert bekommt, der wird wohl nie wieder im Leben einen Scotch trinken wollen. Sehr eigentümlich, sehr speziell, extrem "medizinisch", manche würden sagen: wie Desinfektionsmittel. Man liebt ihn oder man haßt ihn. Nichts für Leute, die im Urlaub in ferne Länder fliegen und dort Wiener Schnitzel essen und Cola trinken. Gut mit Eis oder etwas kühlem Wasser. Der Laphroaig "Quarter Cask" 48 % ist im Grundcharakter ähnlich, aber nicht ganz so extrem medizinisch, dafür mit ausgeprägt animalischen Noten, so als ob im Faß eine Speckschwarte geschwommen wäre.
Der Talisker 10 Jahre 45,8 % ist ebenfalls ein sehr spezieller Stoff, aber nicht von Islay, sondern von Skye. In der Nase süß wie Southern Comfort, doch im Munde heiß und scharf wie gepfefferte Lava. Es handelt sich jedoch nicht um eine spitze, alkoholische, sondern um eine delikat würzige, pfefferige Schärfe, dabei nur schwach rauchig. Faszinierend! Am besten pur oder mit ganz wenig Wasser.
Ebenfalls gut geeignet für den sanften Übergang von süßen, fruchtigen, malzigen Hochland- oder Speyside-Whiskies zu der maritimen Welt der Inseln und Islay sind zum Beispiel Oban (von der Westküste), Jura (von der Insel Jura) oder Scapa (von den Orkney-Inseln). Oder der untypisch milde Islay-Whisky Bunnahabhain. Für den wahren Islay-Fan sind all diese jedoch "zu harmlos"
c0ck