Meine Bitters-Werkstatt 3. Teil
Vergesslich bin ich. Sobald mein Interesse im Internet dem nächsten Kraut galt, wusste ich schon nicht mehr, die Wirkung, Geruch, Geschmack des Vorhergehenden. Aus diesem Grund bastelte ich eine Tabelle über die Teile des Interesses. Geordnet nach Geruch, Geschmack, Farbe, Wirkungsweise, Unverträglichkeit. Die Auflistung ist nicht abschließend, jeder hat sicherlich seine Vorstellungen. Sehr hilfreich übrigens, solltet ihr auch so machen, wenn ihr intensiver in die Materie einsteigt wollt. Nach dieser Liste ist leicht feststellbar, welche Teile harmonieren, welche möglicherweise störend wirken.
Grau ist alle Theorie... deshalb geht es jetzt zur Sache. Nachdem feststeht, welche Kräuter auf die Favoritenliste gehören, kann bestellt werden. Also Händler gesucht, da war schon wieder die erste Hürde. Eigentlich sollte ich es kennen von unseren Spirituosenhändlern. Alles bei Einem, fast ausgeschlossen. Also bei zwei Händlern bestellt, mit denen ich vollauf zufrieden bin. Man könnte auch bei wenigen Zutaten im Reformhaus, evtl. Geschäft mit Waren aus ökologischem Anbau, zur Not in der Apotheke kaufen. Würde aber pro Kraut wohl höherpreisig ausfallen.
Ware gut eingetroffen, schön sauber verpackt in Tüten, die einer Teeverpackung gleichen und mit einem Drahtclip verschlossen. Alles geöffnet, neugierig beäugt und beschnüffelt, wie ein kleiner Hund. Manches wurde sofort einem Geschmackstest unterzogen. Diese Werte flossen in meine Tabelle ein, sofern noch nicht vorhanden. Sie hilft die Herstellung des Bitters wiederholbar zu machen, oder ggf. Änderungen ohne große Überlegung vorzunehmen. Muß zugeben, meine Bestellungen fielen umfangreicher aus, als notwendig. Wollte auf der sicheren Seite sein und nicht erst auf das nächste Kraut warten, das evtl. felhlt. Zudem sollten weitere Bitter folgen.
Es kann losgehen. Mein Ansatz beruht auf verschiedenen Komponenten, die ich nach Geschmack, z. B. bitter, ordnete und in jeweils einer genau abgewogenen Menge zusammen in Alkohol einlegte. Diese Werte übertrug ich wiederum in meine Tabelle. Als Beispiel:
1. Ansatz) 150 ml 40% Alkohol Wodka
10 g Alantwurzel süßlich....
10 g Angelikawurzel süßlich....
2..Ansatz) 300 ml 40% Alkohol Wodka
15 g Artischocke bitter.....
10 g Teufelskralle bitter …... usw.
So gewinne ich vier Mazerate in unterschiedlichen Geschmackserlebnissen. Auch die Farbgebung spielt eine Rolle. Danach werden die Kräuter ebenfalls ausgesucht, ein schmutziges Braun mag ich nicht. Die Hauptkomponente, oder wie der Parfumeur sagen würde, welches die Kopfnote ergeben soll, legte ich in 96% Alkohol ein. Das Ganze geschieht in sauberen, ausreichend großen Gefäßen, die dicht schließen. Ausreichend große, weil die Einlage an Volumen deutlich gewinnen kann. Insofern muß auch die Flüssigkeitsmenge angepasst sein. Man muß diesen Weg nicht beschreiten. Wenn ein erprobtes Rezept existiert, schüttet man alles zusammen und das war es. Mein Rezept existiert nicht, lediglich eine Vorstellung des Geschmackes schwirrt in meinem Kopf. „aperitiffähig“ sollte er sein, also den Appetit anregen, stimulierend. Deshalb erhielt diese Variante den Vorzug.
Nun bedarf es der Muße, die Ansätze / Mazerate benötigen Zeit. Aus diesem Grund erzähle ich euch im nächsten Teil wie es weitergeht.
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